1. Rahmenbedingungen für ein Baumkataster

1.1 Aufgaben eines Baumkatasters

zurück | zu 1.2

Baumkataster dienen ganz allgemein dazu, Daten über Bäume zu speichern und zu verwalten. Schon bevor die Informationstechnik eingesetzt wurde, gab es Baumkataster in Form schriftlicher Aufzeichnungen z.B. auf Karteikarten in Verbindung mit Kartenplänen für die Baumstandorte. Solche Kataster bezeichnet man als analoge Baumkataster.
Dem stehen digitale Baumkataster gegenüber, in denen die baumbezogenen Informationen in digitalen Datenbanksystem erfasst und verwaltet werden. Die räumlichen Daten wie Flurstücksgrenzen, Gebäude, Bordsteinkanten oder die Baumstandorte, werden entweder ebenfalls digital in einem Geo-Informationssystem (GIS) oder analog in Stadtkartenblättern mitgeführt.
Dieser Leitfaden behandelt ausschließlich das digitale Baumkataster. Allerdings machen erst die Anwender und das fachliche Knowhow, das in ein Baumkataster eingeflossen ist, aus einer solchen Software die nutzbare Fachanwendung.
Seit dem ersten Einsatz digitaler Baumkataster Mitte der 80er Jahre hat sich das Aufgabenspektrum erheblich gewandelt. Heute dokumentieren Baumkataster die Grundlagendaten zu Bäumen, ermöglichen die Auswertung umfangreicher Datensammlungen und unterstützen den Datenfluss in andere Systeme. Abhängig von den organisatorischen, datentechnischen und finanziellen Rahmenbedingungen der einzelnen Städte und Gemeinden müssen Baumkataster unterschiedliche Funktionen erfüllen, was trotz aller Gemeinsamkeiten zu sehr unterschiedlichen Lösungen führt.
Die Haupteinsatzfelder der Baumkataster finden sich in der Baumkontrolle und Baumpflege sowie in statistischen Auswertungen.

Baumkontrolle:
Die gesetzlich vorgeschriebenen Baumkontrollen müssen im Sinne der Nachweispflicht dokumentiert werden. Dieser Nachweis hat manipulationssicher und damit gerichtsfest mit Angaben zu Erfassungsdatum, Kontrolleur, Ort und Prüfergebnis zu erfolgen. Für den Fall, dass Baumschäden erkannt werden, müssen nach der Rechtsprechung zusätzlich die Entscheidungsabläufe innerhalb der Kommune geregelt sein.

Einsatzfeld im Bereich Baumkontrolle
Vorbereitung und Dokumentation der regelmäßigen Baumkontrollen per Listen (Papier) oder mobiler Datenerfassung
Dokumentation der bei der Baumkontrolle festgestellten Baumschäden
Erfassung der notwendigen Maßnahmen und Kontrolle hinsichtlich ihrer Durchführung
Baumpflege:
Die geringen finanziellen Ressourcen im Grünbereich erfordern eine sehr differenzierte Maßnahmenplanung, die insbesondere bei einer großen Anzahl an Bäumen und wenig Personal durch die EDV-Unterstützung erleichtert wird.

Einsatzfeld im Bereich Baumpflege
Dokumentation der durchgeführten Pflege- und Sanierungsmaßnahmen
Steuerung der Arbeitsabläufe für die Baumkolonne und / oder die Pflegebetriebe
Erfassung von Bestand und Änderungen hinsichtlich Umfang und Vitalität der Bäume
fachlichen Auswertung der Artenzusammen-setzung und Dokumentation spezieller Maßnahmen (z.B. Mykorrhiza-Impfung, Kastanienminiermotte oder Baumsanierung)
Dokumentation der Datengrundlagen für die Planung von Baumstandorten
Dokumentation der Datengrundlagen für die Erstellung von Leistungsbeschreibungen im Falle der Vergabe von Pflegeleistungen
Planungen zur Entwicklung des Baumbestandes anhand der aktuellen Bestandsdaten hinsichtlich Gattung, Alter, Gesundheitszustand oder Eignung.
Statistische Auswertungen:
Anfragen aus der Öffentlichkeit und den politischen Gremien umfassen nicht selten einen erheblichen Anteil der täglichen Arbeit. Verlässliche, reproduzierbare Berichte, die sich komfortabel erstellen lassen, erfordern weniger Zeit. Durch die Verknüpfung von Haushaltsdaten können nachvollziehbare Angaben z.B. zu Mitteleinsatz, Mittelbedarf und Defiziten abgerufen werden.

Einsatzfeld im Bereich statistische Auswertungen
Ermittlung von Daten für die Kosten- und Leistungsrechnung und damit für die betriebswirtschaftliche Steuerung
Ermittlung von Informationen über Baumbestand, Standorte und Zustand der städtischen Bäume zur Beantwortung der Fragen von Bürgern, der fachlichen und politischen Leitung und anderen Ämtern sowie als Grundlage für z.B. Umweltberichte und sonstige Veröffentlichungen
Sofern GIS-Funktionen vorhanden sind, können thematische Karten z.B. über Schädigung oder Artenverteilung erzeugt werden


zurück | zu 1.2